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putzen Mikrofasertücher ohne Reinigungsmittel?
„Viele
Fasern sind des Schmutzes Tod“, bemerkt Hans-Jürgen
Wendelken. Der Entwicklungsleiter der Firma Vileda ist überzeugt
von Mikrofasertüchern - jenen mustergültigen Putztüchern,
die Staub aufwischen, Pfützen aufsaugen und ohne Seife Fett
aufnehmen - und dabei noch bis zu 500-mal waschbar sind. Ist das Tuch
trocken, schluckt es Staub und Fusseln. Nass wischt es ohne
Seifenzusatz Cremes vom Spiegel oder Butter vom Glastisch. Doch wie
funktionieren die „Wundertücher“?
Schon der
Name enthält einen Hinweis auf den Unterschied zu herkömmlichen
Putztüchern: Die verarbeiteten Fasern sind 30-mal dünner
als Haare und fünfmal dünner als herkömmliche Fasern.
Zusätzlich werden sie als „Split-Fasern“
hergestellt: sie sind nicht mehr rund, sondern aus mehreren Keilen
zusammengesetzt. Jeder Keil hat einen kleinen, dreieckigen
Querschnitt und wird in der Mitte von einer Kernfaser
zusammengehalten. Auf diese Weise bekommen die Fasern Kanten, die den
Schmutz abschmirgeln.
Weil die Fasern so dünn sind,
passen erheblich mehr auf die Fläche. Dadurch wird die
Schmutzaufnahmefläche größer. Beim trockenen
Staubwischen etwa wird der Staub aufgewirbelt und bleibt zuverlässig
in den kleinen Hohlräumen zwischen den Fasern haften. Ob das
elektrostatische Feld, das sich zwischen den Fasern und der
Wischfläche bildet, eine Rolle spielt, weiß auch der
Fachmann nicht so genau.
Eigentlich wurden die Fasern für
die neuen Putzlappen einmal für weichfließende Kleider
entwickelt. Nebenbei entpuppten sie sich aber als prima
Reinigungsfasern. Wichtig ist dabei der Anteil künstlicher
Fasern wie Polyamid und Polyester. „Der Ursprung der
synthetischen Fasern ist das Rohöl und so benetzen sie sich auch
mit Ölen“, erklärt Wendelken ein weiteres Geheimnis
der Mikrofaser. „Baumwolle und Viskose nehmen lieber Wasser
auf.“
Der Trick, viele feine Fasern zu verwenden, führt
dazu, dass das Wasser in den kleinen Zwischenräumen aufsteigt.
Mit diesem Kapillareffekt nimmt das Mikrofasertuch viel Wasser auf.
Wer mit dem Tuch über eine Fläche wischt, presst etwas
Wasser aus den Zwischenräumen heraus. Dieses löst den
Schmutz an und wird gleich wieder aufgesogen: Es steigt die feinen
Kanäle zwischen den Fasern hoch und reißt den Schmutz mit
sich. Fett hingegen ist chemisch mit den Substanzen der Fasern
verwandt und legt sich an die Faser an. Logische Konsequenz:
Mikrofasertücher sollten regelmäßig gewaschen werden.
Erst Seife löst das Fett wieder von den Fasern.
Wer
dagegen glaubt, mit Reinigungsmitteln bessere Ergebnisse zu erzielen,
erreicht das Gegenteil: Er reinigt dann das Tuch und nicht den
Glastisch.